Lernen mit ADHS und Autismus Schule und Kita

Baustelle Inklusion

Problematiken im Schulkontext für Kinder und Jugendliche mit ADHS/Autismus

Die Schule ist der offensichtlichste Ort, an dem unterschiedliche Lernweisen zu Herausforderungen führen können. Die Problematik beschränkt sich dabei nicht nur auf die Art der Vermittlung von Lerninhalten, sondern auch auf die verwendeten Lernmaterialien. Diese Ausführungen konzentrieren sich insbesondere auf neurodivergente Kinder mit durchschnittlichem oder überdurchschnittlichem Intellekt. 

Wenn neurodivergente Kinder sich langweilen, ist ihr Gehirn unterstimuliert, was sie kaum ertragen können. Infolgedessen suchen sie nach Beschäftigungen, die den Unterricht häufig stören oder destruktiv wirken, obwohl sie eigentlich so nicht gemeint sind. 

Hierbei kommt es oft zu starker Kritik oder Ausschluss und Bestrafung. Kinder mit einer hohen Auffassungsgabe oder Intelligenz langweilen sich schnell bei ständigen Wiederholungen oder langen Ausführungen.
Diese Unterforderung wird häufig nicht als solche wahrgenommen, sondern führt oft zu störendem Verhalten, das meist als “schlechte Erziehung” gewertet wird. 

Bereits im Kindergarten ist zu beobachten, dass unterforderte Kinder anfangen, mit ihrer Umwelt zu experimentieren. Sie testen instinktiv die Naturgesetze, wie zum Beispiel die Schwerkraft. 

Dinge Werfen oder auf den Boden fallen lassen, wirkt auf Erwachsene häufig destruktiv, obwohl es eigentlich experimentell gemeint ist.

Unterrichtsformen

Auch wenn wir den Frontalunterricht verlassen und in Richtung Montessori-Unterricht schauen, gibt es Herausforderungen, die nicht zu allen Kindern passen. In Montessori-Schulen gibt es oft mehrere Lernräume mit verschiedenen Themen. So können die Kinder wählen, ob sie heute in den Mathe-Raum oder in den Deutsch-Raum gehen.
Auch nehmen sie sich selbstbestimmt die Arbeitsmaterialien und lernen autonomer. Diese Art von Unterricht bietet jedoch weniger Struktur, was vor allem für autistische Kinder zur Herausforderung werden kann.
Es gibt mehr Chaos, Lautstärke und soziale Interaktion, die für manche Kinder überfordernd sein können. Sich selbst zu organisieren und zu strukturieren, ist für Kinder mit ADHS-Gehirn wiederum eine echte Herausforderung. 

Von Vorteil ist jedoch, dass sie ihr Lerntempo selbst bestimmen können. Es gibt allerdings weniger Hilfestellung und Unterstützung.

 Lerninhalte:

Um motiviert und konzentriert arbeiten zu können, brauchen neurodivergente Gehirne vor allem eins: Motivation, also Dopamin. Die Vermittlung der Lerninhalte kann am besten durch neue unterschiedliche Methoden vermittelt werden, die im Idealfall die Interessenbereiche der Kinder mit einbeziehen.

Wenn eine Aufgabe auf die Interessen des Kindes abgestimmt wird, beispielsweise eine Textaufgabe in Mathe zum Thema Minecraft statt “Fritzchen geht Eier kaufen”, ist es viel wahrscheinlicher, dass das Kind motiviert ist, diese Aufgabe zu lösen. Auch lernen neurodivergente Kinder in ihren Lieblingsfächern viel schneller und besser als in denen, die ihnen wenig Dopamin bringen.

Aufgabenstellungen sollten kurz und prägnant formuliert werden und vor allem nicht missverständlich oder unlogisch sein. Wenn ein Kind eine Aufgabe verweigert, kann es sehr gut daran liegen, dass es diese nicht versteht. Dies kommt besonders häufig bei Textaufgaben in Mathe vor.

Aber auch beim Inhalt der vermittelten Inhalte kann es Probleme geben. So gibt es beispielsweise Themen wie das Deuten von Emotionen oder moralische Grundsätze, die für ein autistisches Kind gar nicht so einfach zu verstehen sind. Es wird erwartet, dass sie diese Grundsätze intuitiv erkennen, was viele aber gar nicht können. Meist wird keine Alternative für neurodivergente Schüler angeboten.

Einer der Punkte, die mir am meisten Sorge bereitet, ist aber die gleichzeitige Unter- und Überforderung. Einerseits sind die Kinder durch ständige Wiederholungen oder zu einfache Inhalte unterfordert. Andererseits sind sie durch das gesamte Setting der Schule wie Lautstärke, unvorhergesehene Ereignisse und soziale Interaktionen überfordert.

Dies führt häufig zu auffälligem Verhalten. Bei den Lehrern kommt jedoch nur die Überforderung, nicht die Unterforderung an. Die Kinder wirken nicht, als ob der Lernstoff zu einfach für sie wäre. Sie sehen nur die Störungen und die Verweigerung.

Lernmaterialien

Der letzte, aber gewiss nicht unbedeutende Faktor sind die Lernmaterialien, die zur Verfügung stehen. Arbeitsbücher sind oft sehr überladen und unübersichtlich. Aufgaben sind monoton und wiederholend. Auch die Arbeitshefte sind häufig bunt mit vielen Wiederholungen und vor allem vielen Aufgaben auf einer Seite.

Dazu kommt oft, dass die Lücken, um etwas zu schreiben, viel zu klein sind. Neurodivergente Kinder haben überdurchschnittlich oft Dyspraxie und haben Schwierigkeiten beim Schreiben. Zu kleine Schreibfelder sind daher sehr frustrierend.

Das Inklusionsmaterial, welches oft als Alternative angeboten wird, ist dabei nicht hilfreich. Dort sind zwar etwas weniger Aufgaben auf einer Seite, die Bilder sind aber trotzdem bunt und die Aufgaben sind oft noch einfacher oder wiederholen sich noch stärker. Für Kinder mit hoher Auffassungsgabe ist es denkbar ungeeignet.

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