Autismus PDA

Was ist ein autistisches Burnout?

hr habt bestimmt schon öfter den Begriff „autistischen Burnout“ gehört. Es unterscheidet sich vom klassischen Burnout und auch der Umgang damit gestaltet sich signifikant anders. In den nächsten Beiträgen möchte ich mit euch genauer schauen, was ein autistischer Burnout ist, welche Möglichkeiten es gibt damit umzugehen und wie es sich von Depressionen unterscheidet.


Ein ähnlicher oder gleicher Burnoutzustand kann ebenfalls bei ADHS vorkommen. In der Literatur wurde bisher aber nur vor allem auf Burnout im Zusammenhang mit Autismus berichtet und geforscht. 

Ein autistischer Burnout spielt auch bei autistischen Kindern eine große Rolle und ist deswegen in jedem Alter relevant. Bei Kindern tritt er besonders oft im Schulkontext auf.

Besonders häufig scheinen Kinder mit PDA davon betroffen zu sein. 

Da sich aus einem autistischen Burnout weitere psychische Komorbiditäten entwickeln können, ist es wichtig, diesen erkennen zu können und so früh wie möglich Maßnahmen zu ergreifen, um das Kind/die Person zu entlasten.



Je länger und tiefer die Person im Burnout steckt, desto länger dauert es unter Umständen, bis sie sich wieder erholt hat und wieder belastbar ist. Dauert der Zustand zu lange an, ohne das Maßnahmen ergriffen werden, kann es dazu kommen, dass Depressionen oder Angsterkrankungen sich manifestieren und über eine lange Zeit, oder auch lebenslang immer wieder die Lebensqualität der Person beeinträchtigen.



Wenn dies schon im Kindesalter geschieht, ist dies besonders tragisch. Deswegen ist es sinnvoll genau hinzuschauen, den Psychiater oder andere Fachkräfte mit einzubeziehen und selber auch Maßnahmen zu ergreifen. 

Manchmal erkennt man die Zeichen auf den ersten Blick nicht sofort, deswegen ist es so wichtig, dass darüber gesprochen wird und Aufklärungsarbeit bei Eltern, aber auch Fachkräften erfolgt. Vor allem bei Kindern wird ein Burnout zunächst seltener in Betracht gezogen.



 

Definition

Ein autistisches Burnout ist ein Zustand, der als Ergebnis von chronischem Stress und einer Diskrepanz von Erwartungen und Fähigkeiten ohne angemessene Unterstützung ausgelöst wird. Es zeichnet sich durch allgegenwärtige, langfristige (typischerweise mehr als drei Monate) Erschöpfung, Funktionsverlust und reduzierte Toleranz gegenüber Stimulus aus. (Raymaker et al., 2021).

 

Was zeichnet ein autistisches Burnout aus?

  • Allgegenwärtige Erschöpfung und Müdigkeit, die sich in allen Lebensbereiche zeigt.
  • Erhöhte Empfindlichkeit gegen sensorische Reize (noch höher als schon vorher)
  • Verlust von grundlegenden Fähigkeiten, die vorher möglich waren. (Lebenspraktische Fähigkeiten, Selbstversorgung, Denkvermögen, Konzentration, Gedächtnis, Planung und Organisation/exekutive Funktionen, ausüben von Freizeitaktivitäten)
  • Häufung von Overloads und Meltdown
  • Erhöhte Emotionalität, Schwierigkeiten beim Regulieren von Emotionen
  • Verstärkung von Stereotypen Verhaltensweisen und Zwangs/Angstgedanken, Intoleranz gegenüber Veränderungen und Ungewissheiten.

 

Was verursacht ein autistisches Burnout?

Ein autistisches Burnout entsteht niemals aus dem Nichts, sondern entsteht über einen längeren Zeitraum, durch eine vielseitige Überforderung und Belastung der Person/des Kindes. Bei Autist*innen mit hohen kognitiven und sprachlichen Fähigkeiten kommt ein Burnout wesentlich häufiger vor. Sie ständige Anpassung an die neurotypische Gesellschaft, und starkes Masking sing unglaublich anstrengend für autistische Menschen und führen letztendlich zum Burnout.

  • Konstante Überaktivierung des Nervensystems ohne angemessene Bewältigung und Regulation
  • Starke Beanspruchung der exekutiven Funktionen (die exekutiven Funktionen könnenbei Autismus, genau wie bei ADHS beeinträchtigt sein)
  • anhaltende Überstimulation durch starke Reize, ohne die Möglichkeit des Rückzugs über einen längeren Zeitraum
  • ständiges Maskieren, starke Anpassung an die neurotypische Welt
  • Interozeptionelle Herausforderungen und Alexithymie (Herausforderungen beim Verständnis und der Regulierung von Emotionen.
  • Andere psychische Erkrankungen wie Ängste und Depressionen und ein dadurch ständig aktiviertes Nervensystem

Wie komme ich aus einem autistischen Burnout?

  • Routinen erhalten, die für angenehm sind und Sicherheit geben
  • Spezialinteressen ausleben
  • Tiefe Ruhe und Erholung (Abstand von Orten und Aktivitäten mit vielen Anforderungen und Reizen) Hilfsmittel zur Reduzierung der sensorischen Reize verwenden (Lärmschutz, Sonnenbrillen, Geruchsstopper, Musikkopfhörer, Bollerwagen)
  • persönliche Grenzen setzen
  • Unnötige Aufgaben und Anforderungen reduzieren
  • Wissen über die eigenen Auslöser und hilfreichen Maßnahmen bei Überforderung und drohenden Burnout
  • Aktivitäten reduzieren
  • Arbeitszeit/Schulstunden reduzieren
  • Austausch mit anderen Autisten
  • Hilfen annehmen und organisieren um Belastungen zu reduzieren
  • über eigene Bedürfnisse bewusst werden und diese erfüllen
  • gesunder, autismusfreundlicher Lebensstil,
  • frühe Diagnose
  • Akzeptanz gegenüber des Autismus und den eigenen Grenzen und Fähigkeiten

 

Burnout Prävention

Prävention ist die beste Maßnahme, die getroffen werden kann, um ein Burnout bzw. ein weiteres Burnout zu verhindern. Alle Punkte, die bei der Bewältigung des Burnouts helfen, helfen auch zur Prävention dessen. Wer seine Auslöser kennt und weiß, was hilft und entspannt, hat die besten Werkzeuge in der Hand, um sich zu schützen. Eine Balance zwischen Belastung und Entlastung erfordert sehr viel (Selbst)Beobachtungsgabe und ist immer mit sehr viel „Ausprobieren“ verbunden.

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