ADHS Autismus Bedürfnisorientiert Tipps und Tricks

Frohe Weihnachten?

Die Adventszeitdventszeit


Weihnachtsdekoration, Musik, Plätzchen, Kerzen und Geschenke. Nun beginnt die Adventszeit und mit ihr, eine für viele Eltern von Kindern mit Autismus und/oder ADHS gleichzeitig sehr herausfordernde Zeit.

Ich bin da ganz ehrlich. Für uns mit Abstand die anstrengendste Zeit des Jahres. Aufregung ist für neurodivergente Kinder häufig kaum aushaltbar. Dabei sind die Reaktionen bei negativer und positiver Aufregung sehr ähnlich. Die Kinder sind motorisch noch unruhiger als sonst, angespannt und dadurch schneller im Meltdown und zeigen manchmal auch destruktives Verhalten, weil sie nicht wissen, wohin ihre Anspannung soll.

Damit ihr die Zeit, doch etwas angenehmer für euch alle gestalten könnt, kommen hier ein paar Vorschläge zu den wichtigsten Weihnachtsplänen. Bitte bedenkt, dass diese Vorschläge nicht zu jedem Kind passen. Bei einigen Kindern, hilft es sehr gut, bei anderen gibt es scheinbar nichts, was Erleichterung verschafft.
Seid nicht frustriert und macht euch diese Zeit, so einfach und entspannt, wie ihr könnt. Ich weiß, wir halten alle, gerne an liebgewinnen Traditionen fest, aber unsere Kinder benötigen sehr viel Anpassung und Out-of-the-Box-thinking. Es kann auch schön sein, wenn es anders ist, als das, was wir gewohnt sind.
Vom ersten Advent, bis Heiligabend ist es eine lange Zeit. Neurodivergente Kinder, haben oft ein schlechtes Zeitgefühl bzw. sind sogar Zeitblind. Die Zeit bis Weihnachten scheint unendlich lang zu sein. Der Adventskalender ist schon mal ein Anhaltspunkt, für viele Kinder aber unmöglich zu nutzen.


Meinen Kindern hilft es generell vor Ereignissen, eine Abstreichliste zu erstellen. Dort können sie jeden Morgen einen Tag abstreichen und sehen, wie lange es noch bis Heiligabend ist.
Aber Vorsicht! Bei einigen Kinder kann dies die Ungeduld noch verstärken. Für viele ist es aber auch sehr positiv, denn das Gefühl von „in der Luft hängen“ (Redewendung) hört auf und es gibt einen klaren Orientierungspunkt, für die Kinder. 
Auch der Adventskranz kann eine gute Orientierung für die Kinder sein, ist aber weniger spezifisch, als der Abstreichkalender.Ich glaube, das war bisher das größte Thema bei uns.

 

Adventskalender

Hier gibt es einige Punkte, die angepasst werden können. Im schlimmsten Fall, kann zu der Aufregung auf Nikolaus und Weihnachten, nun auch noch die Aufregung jeden Abend auf das neue Türchen kommen.
Bei Süßigkeiten Kalendern, war dies bei uns etwas weniger, als bei Spielzeugkalendern. Spielzeugkalender, werden bei uns seitdem nicht mehr gekauft.
Rätselkalender, sind zwar nicht ganz so aufregend, können aber den morgen, noch schwieriger machen, als es sowieso schon ist.
Bevor die Schule oder eine andere Aktivität startet, muss das Rätsel gelöst sein und vielleicht auch noch ein Meltdown, bei Misserfolg begleitet werden. Keine entspannten Aussichten für alle.

Dazu kam bei uns noch, dass mein Sohn erst innerlich beruhigt war, wenn alle Familienmitglieder, ihren Kalender geöffnet haben. Dazu hatten aber nicht immer alle Lust, oder wir standen, erst nach meinem Mann auf, der seinen Kalender vergaß und der Kalender jetzt nicht geöffnet werden konnte.


Oft habe ich gehört, dass ein Vorlesekalender in Buchform, sehr gut funktioniert hat. Allerdings sollten es dann 24 einzelne Geschichten und keine zusammenhängende sein.
Sonst läuft man in Gefahr, dieselben Probleme zu haben.
Bei uns funktioniert eine Wichteltür, mit einer kleinen Truhe davor sehr gut.
Darin sind entweder Süßigkeiten, oder kleine Dinge wie Flummis, Stifte usw. Ich weiß nicht genau warum, aber das macht bei uns den wenigsten Druck.
Diese Beobachtung habe ich mittlerweile von anderen Eltern ebenfalls gehört.


Weihnachtsmann & Co. 


Wir haben uns dazu entschlossen, den Weihnachtsmann nicht als Realität, sondern als Geschichte vorzustellen. Das hat mehrere Gründe. Der Druck, grade beim größten, ist kleiner geworden. Seit der Weihnachtsmann, nicht mehr dieses unbekannte, magischer Wesen ist, sondern eine wunderbare Geschichte, kann es besser damit umgehen.

Beide Jungs, sagen sie wollen trotzdem dran glauben und wir spielen natürlich mit, aber es hat sich einiges gebessert seitdem. Das zweite ist, dass die Kinder für die Außenwelt weniger angreifbar sind. Niemand kann sie erpressen mit: “Wenn du so ungezogen bist, bekommst du nichts vom Weihnachtsmann.” Oder „na dir bringt der Nikolaus sicher eine Rute.“ Das nehmen sich nicht nur Bekannte oder Familie raus, sondern oft auch völlig Fremde.

Für Kinder, die sowieso häufig kritisiert werden, macht das enormen Druck. Bei autistischen Kindern kommt auch noch eine Besonderheit dazu. Sie muss nicht auf jeden zutreffen, gilt aber zu beachten. Autistische Menschen, nehmen es oft sehr streng mit Ehrlichkeit. Es Kinder, die wirklich bestürzt und wütend sind, wenn sie erfahren, dass ihre Eltern sie angelogen haben. Gleiches Thema natürlich, bei Osterhase, Zahnfee und Wichtel. Das sind Überlegungen, die wir uns gemacht haben, es ist natürlich völlig in Ordnung es anders als wir zu machen.

Geschenke

Wohl einer der größten Gründe für Aufregung in der Weihnachtszeit.
Ich möchte euch hier ein paar Möglichkeiten nennen, wie ihr es handhaben könntet, wenn sie bei euch auch so ein riesiges Thema sind.
Wunschzettel, basteln wir gerne aus Spielzeugprospekten. Meine Kinder, wissen häufig gar nicht, was sie sich wünschen können, wenn es auf Weihnachten zu geht. Sie nennen dann irgendwas, damit sie etwas gesagt haben. Das sind aber häufig Dinge, mit denen sie am Ende nicht spielen.

In den Prospekten, haben sie die Spielzeuge, dann direkt vor sich und können aussuchen. Zusätzlich mache ich mir gerne während des Jahres Notizen über Alexa, so kann ich sofort, wenn ein Wunsch geäußert wird, diesen festhalten. Manche Kinder können es besser aushalten, wenn sie nicht wissen, ob Geschenke gekauft wurden. Andere müssen sich sicher sein, dass das, was sie sich gewünscht haben, auch besorgt wurde. Das würde ich ganz individuell entscheiden.

Wir hatten auch schon ein Jahr, da haben wir ihm eins der Geschenke, vor Weihnachten gegeben, weil er so aufgeregt war, dass er es nicht mehr aushalten konnte. Das war eine wichtige Erfahrung für ihn, die er aber nie wiederholen wollte. Vor allem Kinder mit ADHS packen gerne, viele Geschenke aus. Nicht weil sie gierig sind, oder so viele Dinge haben wollen. Sie lieben das Dopamin, was ihnen die Spannung des Auspacken beschert. Wir werden es deswegen dieses Jahr ausprobieren, große Geschenke, nochmal einzeln zu verpacken, damit der Spaß länger hält.

Weihnachtsmärkte und Co.


Weihnachtsmärkte haben unglaublich viele Reize. Viele Menschen, viele Geräusche, ungewöhnliche Gerüche, bunte Lichter. Es gibt sehr viel zu entdecken, und zu verarbeiten. Das kann schon für uns Erwachsene wirklich schwierig sein. Für unsere Kinder eine echte Herausforderung. Unsere Kinder, wünschen sich auf einen Weihnachtsmarkt zu gehen. Gerade nach der Corona Zeit ist dieser Wunsch sehr groß geworden. Ich möchte meinen Kindern dieses Erlebnis nicht gänzlich nehmen.

Es gibt einige Punkte, die ihr beachten könnt, um den Aufenthalt angenehmer zu machen. Zunächst wären Hilfsmittel, wie Lärmschutz Kopfhörer, oder Sonnenbrillen denkbar. Kinder, die das nicht tolerieren, könnten auch eine dicke Mütze anziehen. Es wäre außerdem möglich, einen kleinen Weihnachtsmarkt zu wählen oder zu einer Zeit zu gehen, wo nicht viele Menschen da sind.

Meinen Kindern hilft auch immer ein geschützter Raum. Das kann ein Buggy, ein Fahrradanhänger oder ein Bollerwagen sein. Im besten Fall mit großem Verdeck. Wenn es einem meiner Kinder zu viel wird, setzt es sich entweder rein, oder schauen Tablet mit Kopfhörern. Zusätzlich könntet ihr euch auch ein Zeitlimit setzen. Ihr könntet abmachen, nach 30 Minuten zu gehen, oder dann, wenn eines der Kinder unruhig wird. Für einige Kinder ist ein Besuch trotzdem undenkbar. Vielleicht helfen diese Ratschläge dennoch einigen von euch



Schlaf in der Weihnachtszeit

Viele Kinder mit Autismus/ADHS haben Schlafschwierigkeiten. Vor aufregenden Ereignissen werden diese noch mal deutlich schlimmer. Bei uns kann es dazu führen, dass mein Kind nur wenige Stunden oder überhaupt nicht mehr schläft. Es gibt nicht viel, was wir in dieser Zeit tun können. Schlafhygiene, hilft jetzt nicht mehr so gut wie sonst.

Wir versuchen die Abende ruhig zu gestalten, und die Ratschläge, die ich euch zum Thema Weihnachtszeit gebe, ebenfalls zu beherzigen. Trotzdem ist die Aufregung so groß, dass es den Schlaf massiv beeinflusst. Manchen Kindern hilft es, in dieser Zeit bei ihren Eltern zu schlafen. Es kann auch gut helfen, Routinen wirklich strikt abends einzuhalten. Das gibt Sicherheit. Ansonsten bleibt uns nur, ruhig zu bleiben und durchzuhalten. Unsere Kinder, leiden selber unter den Schlafschwierigkeiten und tun dies nicht um uns zu ärgern. Wir können uns zumindest ziemlich sicher sein, dass es nach den Feiertagen wieder besser wird.

Ich weiß, es ist belastend und ihr würdet euch Tipps wünschen, die euch und euren Kindern schnell helfen. Ihr seid müde und erschöpft und eure Kinder, noch aufgedrehter als sonst und dazu vielleicht noch gereizt, durch den Schlafmangel. Diese Schlafprobleme, sind ein sehr weit verbreitetes Problem bei Neurodivergenz und viel gibt es nicht, was hilft. Macht euch diese Zeit so einfach wie es geht, damit ihr uns, eure Kinder sie gut übersteht. 
In den Slides werde ich euch trotzdem ein paar Tipps zur Schlafhygiene geben, denn es kann. Versuchen könnt ihr es auf jeden Fall. Ich werde nur Punkte aufgreifen, die ich für sinnvoll für diese Zeit empfinde.

  • Lichtquellen reduzieren
  • gut lüften und Raumtemperatur nicht über 18 Grad
  • Leise Umgebung. Wenn dein Kind ein Hörspiel benötigt, wähle ein kurzes
  • 2 Stunden vor dem Schlafen anfangen ruhigere Tätigkeiten zu machen 
  • Wenn möglich vor dem Schlafen gehen keine Lebensmittel mit viel Koffein oder Zucker
  • festen Ablauf und Abendroutine etablieren 

Heiligabend

Der absolute Höhepunkt der Aufregung. Wir sind dazu übergegangen, diesen Tag nach den Kindern auszurichten. Wir setzen uns keine feste Uhrzeit mehr.

Wenn es morgens schon nicht mehr geht, machen wir die Bescherung sehr früh. Ansonsten konzentrieren wir uns an diesem Tag voll auf unsere Kinder.
Spielen mit Ihnen, lesen vor und essen früh.

Wir haben uns, um Zeit zu überbrücken, ein festes Ritual ausgedacht. Dies haben wir jetzt schon ein paar Jahre. Den Tag vor Heiligabend basteln wir für die Vögel im Wald Nusskränze und Äpfel zum Aufhängen.

Wir hängen Sie symbolisch an Heiligabend im Wald auf, um den Tieren auch einen schönen Abend zu machen, eine Bescherung. Ich liebe dieses Ritual. Wir sind noch mal draußen an der frischen Luft und bewegen uns, und tun den Tieren draußen etwas Gutes.
Essen ist bei uns nur vor der Bescherung denkbar, denn danach wollen die Kinder spielen, bis sie abends ins Bett gehen. Ich weiß,

Traditionen sind toll. Eine Bescherung im Dunkeln im Lichterglanz ist wesentlich schöner als nach dem Frühstück. Keine Tradition ist es wert, uns allen einen furchtbar stressigen Tag zu machen.

Schaut auf euch, schaut auf eure Kinder und macht es so, wie es euch guttut. Bei uns gibt es an Heiligabend auch keine großen Familienzusammenkünfte mehr. Macht euch euer Weihnachten, so, wie es für euch passt

Weihnachtstage und Familienfeste

Könnt ihr euch denken, worauf ich bei diesem Punkt hinaus will? Richtig, hier geht es mir um Familienfeiern und Treffen mit Freunden und Verwandten.

Für uns und unsere Kinder eine besondere Herausforderung, die viele schon beim Gedanken stresst. Diese Veranstaltungen haben viele Herausforderungen. Das Risiko für einen Overload, oder sogar Meltdown, ist hoch. Viele Reize, wirken ungefiltert auf unsere Kinder. Zusätzlich sind die Erwartungen an die Kinder von Außen hoch.
Sie müssen über einen langen Zeitraum kooperieren und sind unter Umständen, den überzogenen Ansprüchen anderer ausgesetzt. Nicht selten, muss man sich als Eltern an diesen Tagen, ganz besonders viele Vorwürfe und toxische Glaubenssätze und Äußerungen anhören. Wir selber haben uns zum größten Teil davon frei gemacht.
Wir treffen nur noch sehr ausgewählte Menschen und das auch nur für einen überschaubaren Zeitraum. Es war zunächst sehr schwer für mich, dass wir uns so abgrenzen. Ich war immer der Meinung, man müsse doch mit der Familie feiern. Aber im Endeffekt, zog es mir mehr Kraft, als es uns brachte.
Wir alle kennen diese Sätze von Verwandten, die uns kalte Schauer über den Rücken laufen lassen. In Hier  findet ihr ein paar sachliche und passende Antworten darauf.

Mein Kind muss nicht am Tisch sitzen bleiben, bis alle aufgegessen haben.

Mein Kind muss Tante Berta keinen Kuss geben.

Wenn mein Kind seine Geschenke erst zu Hause auspacken möchte, ist das in Ordnung. 

Mein Kind bekommt auch Geschenke wenn es nicht “artig” war.

Wenn die Reize meinem Kind zu viel werden gehen wir nach nach Hause. Egal was Opa Eberhardt sagt. 

Mein Kind muss nichts essen, was es nicht mag.

Mein Kind ist nicht ungezogen. Mein Kind ist Autist/hat ADHS/hat PDA/ist ein Kind. 

Es ist nett, dass du mir Tipps geben möchtest, aber wir haben uns für einen anderen Umgang damit entschieden. 

Nein!

Für dich vielleicht ebenfalls interessant...

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert