Bedürfnisorientiert High Need Babys

Ein Tag im Leben mit High Need Kleinkind

Für Eltern, die nie ein Highneed Baby oder Kleinkind hatten, ist es nicht vorstellbar, wie sich unser Alltag anfühlt. „Jedes Kind schläft mal schlecht“, „Ein fast 2-jähriges Kind wird sich doch wohl mal absetzen lassen“ „dann muss es eben mal kurz warten“.

Nein! Es lässt sich eben nicht „mal“ absetzen und lernt das auch nicht einfach mal. Ja jeder hat mal eine schlechte Nacht, aber nicht ohne Pause über Jahre. Lasst eure Realität nicht kleinreden. Das Leben mit Highneed Baby/Kleinkind ist nicht zu vergleichen, mit dem Leben mit einem Kind ohne starke Bedürfnisse. Ihr dürft sagen, wie sehr ihr belastete seid und ihr dürft euch verzweifelt fühlen.

Ich erzähle heute aus dem Alltag mit meinem Highneed Kleinkind. Und möchte euch alle dazu ermutigen, nicht im Stillen zu leiden, sondern über euren Alltag zu sprechen und Bagatellisierenden aller Art klar zurückzuweisen.

 

Ich wache auf, mein Kopf dröhnt. Ich war heute Nacht so oft wach, dass ich zwischenzeitig das Gefühl hatte, dass es sich nicht mehr lohnt zu schlafen.

Rechts und links neben mir liegen Kinder, dicht an mich geschmiegt. Ich merke, dass meine Blase voll ist. Merke, dass ich Durst habe und gerne aufstehen würde, um wenigstens 10 Minuten alleine zu sitzen und Kaffee zu trinken.Ich weiß, sobald ich aufstehe, werden die Kinder wach sein. Wach sein und 100 % von mir benötigen. Ich harre also aus. Wenn wir dann letztendlich aufgestanden sind, beginnt der Wettlauf darum, alle so schnell wie möglich zufriedenzustellen.

Während ich den Kindern essen mache, mit dem kleinen Kind auf dem Arm, weint es schon aus dem Esszimmer nach Frühstück. Als endlich für jeden einen Teller mit Essen hin jongliert habe, hoffe ich jetzt endlich meinen Bedürfnissen nachgehen zu können.

Denn ich war weder auf Toilette, noch habe ich einen Schluck getrunken. Als ich den Tisch verlassen möchte, sehe ich schon einen Mund, der sich langsam verzieht und ein Wimmern.

Ich weiß, dass ich den Tisch jetzt nicht verlassen kann. Irgendwann sind dann alle Kinder satt, angezogen und gewickelt. Die einzige Möglichkeit nun auf Toilette gehen zu können, Nahrung zu mir zu nehmen und einen Kaffee zu trinken ist das Tablet zu holen.

Ich habe grundlegenden Bedürfnisse nun also Stunden lang unterdrückt. Auch der Rest des Tages ist wenig produktiv. Mein Kleinkind lässt sich nicht absetzen. Das Tablet funktioniert vielleicht für 15 Minuten, danach ist aber wieder mein Einsatz gefragt. Manche Kinder tolerieren, wie meines, in diesem Alter auch keine Trage mehr, sondern wollen direkt auf den Arm.Ich hangele mich also durch den Tag, ohne auch nur eine großartige Sache im Haushalt geschafft zu haben. Zu essen gibt es Dinge, die irgendwie schnell zubereitet werden können. Vom wirklichen kochen kann schon lange nicht mehr gesprochen werden. Nachmittags will ich mit den Kindern rausgehen. Dort ist es in der Regel am unkompliziertesten.

Allerdings ist der Weg dahin nicht einfach. Gerade im Winter, wenn die Kinder so viel anziehen müssen, ist es eine Meisterleistung. Drei körperlich sehr aktive Kinder gleichzeitig anziehen und ein Kleinkind, was nicht in den Buggy und auch nicht in die Trage möchte an den Zielort zu bekommen.Wenn ich mein Kleinkind abends ins Bett gebracht habe, endet mein Tag nicht. Ich stehe noch auf, um etwas im Haushalt zu schaffen und wenigstens ein paar Minuten mit meinem Mann zu verbringen. Aber als ich die Küche fertig habe, weint es schon das erste Mal durch das Babyfon. Ein bis zwei weitere Male kann ich sie noch beruhigen, wenn sie aufwacht. Wenn ich dann den Punkt verpasse, mit im Bett zu bleiben, schläft es nicht mehr.

Mein Abend ist also beendet, obwohl ich das gar nicht möchte. Ich möchte mich eigentlich um meine eigenen Bedürfnisse kümmern. Ich weiß, dass die Nacht, die folgen wird, wahrscheinlich auch nicht sehr erholsam sein wird.Niemand, der davon nicht selber betroffen ist, weiß wie sich das anfühlt. Es ist nicht vergleichbar, mit Kindern, die nicht diese extrem starken Bedürfnisse haben, die sofort erfüllt werden müssen.Natürlich wird es irgendwann besser, aber die Naben aus dieser Zeit bleiben. Lasst eure Realität niemals von anderen bagatellisieren, denn sie ist echt.

 

 

 

Für dich vielleicht ebenfalls interessant...

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert