Autismus Bedürfnisorientiert

Vorm vollen Tellern verhungert

Wie oft haben wir den Satz gehört? Es ist noch niemand vom vollen Teller verhungert? Ich glaube, das können wir nicht mehr zählen. Aber ist das denn so? Alle Eltern, die meine Beiträge lesen und einen selektiven Esser zu Hause haben, wissen, worauf ich hinaus will. Stark selektive Esser, essen auch dann nicht, wenn sie wirklich Hunger haben und es ist nichts zu Hause, was sie mögen. 

Sie können es nicht, weil entweder der Geschmack, die Textur, der Geruch oder irgendetwas anderes sie davon abhält. Es wäre eine Qual, sie dazu zu zwingen, dieses Essen in sich hineinzustopfen. Es wäre Folter. Körperlich und psychisch. Sie haben sich nicht ausgesucht, nur wenige Lebensmittel essen zu können. Auch für sie ist es schwierig. Für einen Menschen, der nur sehr selektiv essen kann, ist der Alltag manchmal eine wahre Herausforderung. Manchmal schmeckt ein Lebensmittel von heute auf morgen nicht mehr. Und dann fällt wieder eine Sache weg, von denen, die sie essen können.

 Ich erlebe bei meinen Kindern, dass sie wirklich verzweifelt sind. Ich erlebe bei mir, dass ich mich dann leer fühle, weil es nichts mehr gibt, was mir schmeckt. Ich habe gelernt, manchmal etwas zu essen, was ich vielleicht etwas weniger mag. Das liegt daran, dass früher nicht so viel Rücksicht darauf genommen wurde. Irgendetwas „Richtiges“ musste man essen.

Das mache ich anders. Ich biete Essen an, stelle immer zur Verfügung, was die Kinder aktuell mögen. Dann essen sie, oder auch nicht. Dürfen Sie selber entscheiden. Bis auf eines sind meine Kinder alle normal gewichtig. Eines der Kinder hat eine Erkrankung, deswegen ist es sehr dünn ist. Trotzdem sind all seine Nährwerte in Ordnung, denn sein Blut wird jährlich überprüft. Ich glaube daran, dass Kinder sich intuitiv ernähren können. Trotzdem sollte man immer achtsam bleiben, und schauen, dass das Kind gesund aussieht. Das Gewicht im Auge behalten, und immer wieder auch andere Nahrung anbieten. Ob sie es annehmen oder nicht, ist Ihnen überlassen. 

Natürlich, gibt es auch in diesem Fall echte Extremfälle, die am Ende künstlich ernährt werden müssen. Dort stehen aber auch andere Dinge noch im Hintergrund. Selektive Esser, würden vielleicht auch vom Teller verhungern. Aber müssen wir das rausfinden? Können wir unseren Kindern nicht vertrauen, das zu essen, was ihnen guttut. Essen und Wahrnehmung ist gerade für autistische Menschen generell nicht einfach, deswegen sollten wir sie dort nicht noch zusätzlich traumatisieren. Gebt Ihnen die Chance, eure Glaubenssätze über Bord werfen und ihnen auf den Teller zu legen, was sie gerne essen.

Für dich vielleicht ebenfalls interessant...

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert