Auch wenn ich der Meinung bin, dass es jeder verdient hat geliebt zu werden, egal ob sich nicht immer perfekt verhält und ganz besonders Kinder, sehe ich etwas sehr Wahres darin. Oft erlebe ich es, dass Kinder auch heute noch für unerwünschtes Verhalten mit Liebesentzug bestraft werden.
Es gibt ihnen das Gefühl, nur gut und liebenswert zu sein, wenn sie sich gut verhalten. Das ist für Kinder und gerade denen mit ADHS und Autismus absolut fatal. Die meisten unserer Kinder haben eine ausgeprägte RSD (Rejection Sensitivity Dysphoria) und fühlen sich schnell abgelehnt und ungeliebt. Kommt dann von den eigenen Bezugspersonen noch starke Ablehnung für ein Verhalten, das sie aufgrund ihrer Neurodivergenz gar nicht ändern können, traumatisiert sie dies nachhaltig.
Ich möchte euch von mir ganz persönlich erzählen. Ich habe in der Kindheit öfter von meinem Umfeld zu spüren bekommen, dass ich wegen meines Verhaltens abgelehnt wurde. Andere Kinder von Verwandten mehr geliebt wurden, weil sie brav waren, oder Lehrer mich absichtlich ignorierten, wenn ich mich meldete. Bis hin zu Ablehnung von Freunden und Partnern, wegen Dingen, die ich durch mein unbehandeltes ADHS nicht hätte anders handhaben können.
Ich bin mittlerweile mit einem Partner zusammen, der mich niemals wegen meines neurodivergenten Verhalten ablehnt und der mich aushält.
Denn aus Kindern, die nur unter Bedingungen geliebt werden, werden Kinder und später auch Erwachsene, die permanent die Liebe und Zuneigung des anderen testen müssen. Man verschlimmert, das Verhalten im Endeffekt also nur noch, weil der Mensch ständig testen muss, ob er noch liebenswert ist. Ob seine Bezugsperson ihn genug liebt, um ihn auszuhalten. Das ist schmerzhaft für den Betroffenen, aber auch sein Umfeld. Es ist unglaublich mühsam, dieses Verhalten wieder abzulegen, auch im Erwachsenenalter.
Wenn ich nicht einen Partner hätte, der mir auch heute konsequent das Gefühl geben würde ok zu sein, wie ich bin und meinem Verhalten standhält, wäre es mir wahrscheinlich auch weiterhin unmöglich langfristige Beziehungen zu führen. Und genau deswegen ist dieser Satz mir unglaublich wichtig in Bezug auf Kinder und insbesondere neurodivergente.
