Was bedeutet es für uns, mit einem Kind mit ADHS/Autismus zu leben?
Ein Kind zu haben, bedeutet, seine Bedürfnisse oft hinten anstellen zu müssen. Im normalen Verlauf des älter werden, wird dies im zunehmenden Alter des Kindes besser. Das Kind wird selbstständiger, entwickelt sich und braucht unsere Hilfe weniger.
Später ist es vor allem der emotionale Support , den ein Kind braucht.
Für die Eltern, ist es eine absehbare Zeit, in der sie sich zurücknehmen. Anstrengend, keine Frage, aber eben absehbar.
Was ist aber nun, wenn mein Kind behindert ist?
Wenn die benötigte Hilfe, mit dem Alter nicht wesentlich weniger wird? Das bedeutet für uns, dass die Zeit, in der wir unsere Bedürfnisse zurückstellen müssen, nicht so schnell näher rückt, eher unabsehbar ist.
Wir haben kein konkretes Ziel, auf das wir hinarbeiten können. Unsere Kinder brauchen uns, brauchen unsere Unterstützung, brauchen unsere Begleitung und das für Dinge, die andere Kinder in dem Alter schon lange können.
Wenn wir unsere Kinder jetzt auch noch Bedürfnisorientiert begleiten, wird es für uns schwieriger.
Bedürfnisorientierter Umgang mit Kindern, verlangt von Haus aus mehr Energie, Kraft und Arbeit an sich selber. Bei Kindern, wo der Bedürfnistank aber niemals leer wird, ist es noch mal eine ganz andere Herausforderung.
Wenn wir es nicht schaffen, Dinge zu delegieren, und uns Hilfe zu holen, um Ausgleich zu finden, landen wir fast zwangsläufig im Burnout.
Ich habe das mittlerweile begriffen, hab lange gebraucht, war zu stolz. Aber um auf Dauer einen bedürfnisorientierten Umgang mit behinderten Kindern zu gewährleisten, müssen wir unsere Bedingungen optimieren. Deswegen auch noch mal an dieser Stelle: Scheut nicht euch Hilfe zu suchen. Nehmt an, was euch zusteht und sorgt für euch. Keinem ist geholfen, wenn ihr ausgebrannt seid und nicht mehr zugewandt, geduldig und liebevoll sein könnt.
Denn das startet einen Kreislauf aus Selbsthass, Depression und noch mehr Reizbarkeit. Ihr leistet großartiges, und ihr habt das Recht, selber auch wichtig zu sein.
