Autismus

Menschen mit Autismis – Eine Lücke im Schulsystem

Ich habe ein Thema, das brennt mir unglaublich unter den Nägeln (Redewendung). Die Lücke im Schulsystem für autistische Menschen.

Es macht mich so unglaublich wütend und verzweifelt, weil wir es in unserer Familie selbst zu spüren bekommen.

Regelschulen sind für autistische Kinder in vielen Fällen nicht machbar. Zu unflexibel das Konstrukt, zu schlecht ausgebildet das Personal und die räumlichen Begebenheiten, geben es nicht her.

Selbst mit Integrationskraft/Schulbegleitung oft eine Tortur für sie.

Die nächste Idee, wäre dann eine freie Schule. Dort ist es eher machbar. Kleinere Klassen, weniger Kinder insgesamt, kein Frontalunterricht, häufig besseres Personal-

Die Kinder können sich im Idealfall in Separate Räume zurückziehen und zur Not zwischendurch draußen die Beine vertreten. Der Leistungsdruck ist kleiner und oft gibt es grundsätzlich keine Hausaufgaben. Mit Integrationskraft/Schulbegleitung sogar noch idealer.

Was aber, wenn auch dies zu viel für das Kind ist? Was, wenn die Eltern nicht Privilegiert genug sind, die Schule zu bezahlen? Was bleibt einem autistischen Kind, was vielleicht sogar noch hochbegabt/überdurchschnittlich Intelligent ist?

Die letzten Alternativen, die die Schulpflicht uns lässt, sind dann noch ein spezielles Internat für Autisten, wo das Kind aber wochentags nicht in seiner Familie zusammen ist und was für viele einfach gar nicht in Frage kommt, oder die Förderschule für sozial-emotionale Entwicklung.

Dort sind die Klassen klein und es gibt Sonderpädagogen und Fachkräfte. Ist das aber der richtige Ort für ein autistisches Kind aus einem stabilen Umfeld mit überdurchschnittlichen IQ?

Ich sage in den meisten Fällen ganz klar NEIN!

Oft sind dort Kinder, die Verhaltensprobleme aufgrund ihres sozialen Umfeldes und/oder Traumata haben. Auch andere autistische Kinder oder Kinder mit ADHS, die selber schon viel durchgemacht haben im Schulsystem. Neurodivergente Kinder stören in Regelschulen, durch ihre Lautstärke, Unruhe, vielleicht auch durch aggressives Verhalten bei Überforderung. Sie bringen angeblich Unruhe in die Klasse und nun stecken wir einfach alle in eine Klasse? Alle die selber, extrem empfindlich auf Lautstärke und gereizte Stimmung reagieren? Die, von denen die Gesellschaft möchte, dass sie sich genau wie neurotypische Menschen Verhalten?  Mit Kindern, die selber nicht wissen wie sie sich in der Gesellschaft verhalten sollen, oder wie man mit Konflikten umgeht.? Die, die meist schon so unterfordert sind unterrichten wir noch langsamer, mit einfacherem Stoff? Weiter mit Themen, an denen sie scheitern, weil sie kein Interesse daran haben und keinen Sinn darin sehen?

Nicht mit mir und nicht solange ich das für mein Kind verhindern kann.

Aber was dann?

Dann gibt es zwei Möglichkeiten. Schulfrei leben, was in Deutschland sehr schwierig ist, weil es hier eben nicht legal ist, oder das Kind von der Schulpflicht befreien lassen und entweder selber unterrichten, oder durch eine Webschule.

Es ist in Deutschland sehr schwierig, sein Kind von der Schulpflicht zu befreien. Meist muss das Kind vorher durch viel Leid, oder man hat Geld für einen guten Anwalt. Ebenso ist es sehr schwer, dass die Gebühren für eine Webschule übernommen werden. Das kostet viel Kraft, Geld und Zeit.

Aber warum? Warum macht man es Kindern, die es so schon schwer haben noch schwerer? Den Eltern, denen das Wasser eh schon bis zum Hals steht.

Ich sehe, nicht nur für Autisten. Sondern generell für alle neurodivergenten Menschen eine riesige Lücke im eh schon wenig idealen Schulsystem.

Es muss etwas passieren, denn diese absolut kreativen, innovativen und sensiblen Menschen gilt es zu schützen. Genau wie jeden anderen Menschen auch.

Dies ist ein Thema, was mich persönlich betrifft und emotional sehr bewegt. Mein Kind rutscht durch das Raster, fällt über den Rand des deutschen Schulsystems. Hochintelligent, aber nahezu unbeschulbar. Wochen, Monate, Jahre warten wir auf Schulbegleiter, die zu meinem Kind passen.

Die Bedingungen sind gut, denn wir haben eine wunderbare freie Schule, aber was nützt es uns, wenn der Rahmen, den Deutschland steckt trotzdem so eng ist? Wenn es kaum Schulbegleiter*innen gibt, die auf Kinder wie meines spezialisiert sind? Wenn auch die Bedingungen in einer freien Schule zu unflexibel für mein Kind sind? Dann beginnt ein langer Leidensweg für alle Beteiligten.

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