Autismus

Autismus für Anfänger

ASS – Autismusspektrumstörung

Wird nach ICD – 10 zu den tiefgreifenden Entwicklungsstörungen gezählt. Wird aber von Betroffenen lieber als neurologische Variation oder neurologisch bedingte Wesensart beschrieben.

Ursachen von Autismus

Es gibt hierfür keine klare, abschließende Antwort, da die Forschung auf diesem Gebiet noch nicht weit genug ist. Es ist aber klar, dass die Genetik eine große Rolle spielt. Das sieht man auch daran, dass Autismus in Familien gehäuft vorkommt und auch Zwillingsstudien weisen darauf hin.
Es gibt über 1000 Genvarianten, die mit Autismus in Verbindung stehen. Umweltfaktoren, spielen wenn nur eine sekundäre Rolle.
Weltweit sind etwa 1 % der Menschen autistisch, die Dunkelzahl, ist vor allem nach den vielen Diagnosen der letzten Jahre wahrscheinlich wesentlich höher. Männlich geborene Menschen werden 4-mal so häufig diagnostiziert als weiblich geborene Menschen. Dies kann allerdings auch an der besseren Anpassungsfähigkeit (Masking) von Mädchen liegen.

Formen von Autismus

Früher hat man autistische Menschen in verschiedene Formen unterteilt. Das wird heute nicht mehr gemacht. Autismus wird als Spektrum gesehen. Deswegen möchte ich davon absehen, hier auf die alten Kategorisierungen einzugehen. Klar ist, dass es bei autistischen Menschen Kinder gibt, die unter 3 auffällig werden und Kinder, die erst über 3 oder sogar noch später auffallen.
Es gibt zusätzlich auch autistische Menschen mit normaler bis hoher Intelligenz und autistische Menschen mit niedrigeren IQ-Werten, so wie in der Gesamtbevölkerung auch. Menschen mit niedrigeren IQ-Werten, fallen oft früher und stärker auf, was vermutlich an der niedrigeren Anpassungsfähigkeit (Masking) liegt.

Ergänzend ist noch zu sagen, dass im Zusammenhang mit Autismus der Begriff PDA immer bekannter wird. PDA (Pathological demand avoidance) wird aktuell als Profil im Autismusspektrum gesehen. Um genaueres darüber zu sagen, benötigt es aber noch wesentlich mehr Forschung. 

 

Symptome

  • Schwierigkeiten in der sozialen Kommunikation, Interaktion und dem sozialen Verständnis.Zu viel
  • oder zu wenig Blickkontakt
  • Gestik, Mimik, Betonung oder Körperhaltung, passen nicht zum Gesagten
  • Sehr wenig Mimik oder comicartige starke Mimik
  • sehr viel oder sehr wenig Distanz zum Gegenüber
  • sehr wenig Gesprochenes oder sehr viel oder sogar Pausenloses Sprechen über Spezialinteressen,
  • Schwierigkeiten im Erkennen bzw. zuordnen von Gefühlen bei anderen
  • Für neurotypischen. Menschen unpassende Gesprächsthemen oder Ehrlichkeit in Gesprächen
  • manchmal Unwissen darüber, dass das Gegenüber, nicht dieselben Informationen, wie der
  • Betroffene selbst hat (Theory of Mind)
  • Schwierigkeiten eigene Gefühle zu erkennen und auszudrücken
  • in der Kommunikation keine Unterscheidung, ob mit Vorgesetzten, Lehrern etc., oder mit Freunden gesprochen wird.
  • Soziale Interaktion und Kommunikation ist nicht instinktiv und muss erst gelernt werden.
  • Schwierigkeiten, sich in das Gegenüber zu versetzen und dadurch resultierende Missverständnisse und Irritationen.
  • Erschwertes vorausschauendes Denken
  • Schwierigkeiten in der Gefahrenerkennung
  • so tun als ob Spiele (vor allem bei Kindern) später Scharade usw.
  • Nonverbale Kommunikation des Gegenübers erkennen
  • Ironie, Sarkasmus, Redewendungen, Metaphern oder Anspielungen erkennen (Betroffene können dies aber lernen)
  • übliche Art der Kontaktaufnahme (Bei Kindern häufig sehr körperlich, was als aggressiv aufgefasst wird)

    Sprache
    In der Sprache gibt es gravierende Unterschiede. Nonverbalen Autisten (ohne oder mit wenig gesprochener Sprache) kommunizieren, dann oft über Speaker, Tippen oder Bildkarten. Hier noch ein paar Auffälligkeiten zum Thema Sprache.
    Zu lautes oder zu leises Sprechen
    Roboter artiges Sprechen ohne Betonung oder sehr gewählte Sprache.
    Mutismus oder selektiver Mutismus (Unfähigkeit zu sprechen, generell, oder in bestimmten Situationen)

    Spezialinteressen,
    einige Menschen mit Autismus haben sehr ausgeprägte Spezialinteressen. Sie beschäftigen sich eingehend mit diesem Thema und werden oft echte Experten. Bei manchen dreht sich sogar ein großer Teil ihres Lebens um ihr Spezialinteresse. Sie reden gerne darüber und bevorzugen Aktivitäten, die damit zu tun haben. Manche Betroffene haben ein beständiges Spezialinteresse, bei manchen wechselt es.

    Lernen und Problemlösung
    autistische Menschen lernen oft sehr interessenbasiert und autodidaktisch. Sie finden unkonventionelle Wege, Aufgaben und Probleme zu lösen. Schwierige Aufgaben fallen ihnen leicht und leichte Aufgaben fallen ihn schwer. Auch hier gibt es natürlich große Unterschiede, zwischen den Betroffenen.

    Motorik
    hier können die Besonderheiten vielfältig sein.
    Einige autistische Menschen haben Auffälligkeiten in der Grobmotorik, lernen spät Sitzen, Krabbeln, Laufen, Fahrrad fahren, Schwimmen und haben auch sonst einen auffälligen Gang oder Probleme in der Koordination. Das kann auffällig, oder aber auch Kleinigkeiten sein. Nicht jeder Betroffene hat diese Probleme. In der Feinmotorik sind autistische Menschen oft dafür sehr gut.
    Stimming durch Stereotype Bewegungen (hin und her Schaukel, Hand Flapping, Hüpfen, Hände reiben, im Kreis drehen usw) kann sehr auffällig, aber auch für andere nicht so leicht erkennbar sein (Ringe Drehen, Fuß wippen, Haare zwirbeln).

    Besondere Wahrnehmung,
    Sensorische Empfindlichkeiten gegen Lautstärke, Gerüche, Wärme/Kälte, Texturen, Licht usw.
    Verändertes Körpergefühl (den eigenen Körper spüren)
    verändertes Schmerzempfinden (entweder sehr hohes oder sehr niedriges Schmerzempfinden)
    veränderte Wahrnehmung von Lautstärke (leises sehr laut wahrnehmen und umgekehrt)
    manchmal Hochsensibilität
    augenscheinlich ungefährliche Dinge werden als Bedrohlich wahrgenommen
    häufig Schwierigkeiten im Raum – Lage Sinn und Tiefenwahrnehmung
    Aber auch Gefühle können anders wahrgenommen werden und so starke körperliche Symptome hervorrufen, dass es zur Panikattacke, oder zum Overload kommt und dann im Meltdown oder Shutdown endet.
    Overload
    Betroffener wird zu lange, zu vielen oder starken Reizen ausgesetzt, ohne dass er die Möglichkeit zum Rückzug hat.
    Meltdown:
    Betroffener kann den Overload nicht mehr mit Stimming oder anderen Strategien ausgleichen und zeigt eine starke psychische Reaktion. Oft äußert sich dieses durch Schreien, Dinge werfen, Aggressionen oder weinen, ist aber von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich.
    Shutdown
    um dem Overload zu entfliehen, zieht sich der Betroffene in sich zurück. Betroffene können dann oft nicht sprechen, rollen sich zusammen, verstecken sich und reagieren nicht auf Ansprache.

    Routinen
    Für Menschen mit Autismus ist die Welt ein unvorhersehbarer Ort. Oft wünschen sie sich Beständigkeit und Vorhersehbarkeit. Deswegen sind ihnen Routinen und Pläne oft sehr wichtig. Sie möchten wissen, was und wie etwas als nächstes passiert und möchten, dass dies auch zuverlässig ist. Veränderungen in diesen Plänen, bei gewohnten Dingen, oder der Umgebung, können starke Ängste, oder sogar Meltdowns auslösen.

    Diagnostik und Therapie
    Die Diagnose erfolgt über Beobachtung, Fragebögen für Eltern, Angehörige oder Betroffene und Interview mit Betroffenen bzw Eltern. Wenn all diese Bereiche auffällig sind und mit bestimmten Kriterien übereinstimmen, bekommt der Betroffene eine Diagnose. Als Behandlung gibt es autismusspezifische Förderung, Ergotherapie und Psychotherapie. Oft treten auch Komorbiditäten wie Ängste, Depressionen oder Zwänge auf.
    Autismus ist keine Krankheit und NICHT heilbar.

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