Autismus Bedürfnisorientiert

Meltdown und Geschwisterkinder

Meltdown und Geschwisterkinder

Fiktive Situation:

Nachmittag. Der Tag war anstrengend, die Kinder haben in Kita und Schule viel kooperiert, waren vielen Reizen ausgesetzt. Zu Hause alle, dann alle aufgedreht, angespannt und wollen ihre Maske ablegen. Die Luft knistert, ein Gefühl liegt in der Luft. Alle spüren es. Gleich wird es knallen. Eins der Kinder wird seine Fassung nicht mehr aufrechterhalten können. Und da während die Kinder im Wohnzimmer zusammen spielen passiert es. Das kleinste Kind, nimmt das Lieblingskuscheltier vom Größten und es Knallt, der Vulkan ist ausgebrochen und spukt unaufhaltsam Lava. Ich nehme das Kleinste aus der Gefahr. Es weint. Das laute Schreien hat es erschreckt und ihm Angst gemacht. Das mittlere Kind ist deutlich irritiert und fragt was los sei. 

Ich kann ihm aber nicht antworten, weil ich damit beschäftigt bin, das Kleinste aus der Gefahrenzone zu halten und dem Großen trotzdem mein Präsens und Zugewandtheit zu zeigen. Ich greife panisch nach einem Tablet hinter mir und Fummel hektisch und die Lieblingsmusikvideos der jüngeren Kinder rauszusuchen. Neben mir tobt und schreit es. Dinge fliegen durch den Raum, die anderen halten sich die Ohren zu und das kleine Kind weint immer noch. Ich nehme die beiden auf den Arm, gehe durch die Schneise der Verwüstung am anderen vorbei und bringe sie ins Schlafzimmer mit dem Tablet. Sie sind nun sicher und keines davon wirkt noch ängstlich oder weint.
Ich gehe zurück zum Kind, was sichtlich verzweifelt immer noch schreit. Ich bin nun da, präsent und nur auf ihn konzentriert. Sage ihm, dass ich da bin, dass es ok ist und dass wir das durchstehen. Er wird ruhiger. Sein Gesicht ist vor Anspannung immer noch verspannt. Aber er kommt näher. Setzt sich neben mich. Schreit, dass es unfair ist, dass seine Sachen angefasst werden. Ich zeige ihm mein Verständnis. Er wird ruhiger. Sein Gesicht entspannt sich ein wenig. Er ist wieder in der Lage, zu sprechen. Sagt mir, dass er es doof findet, wenn andere seine Sachen nehmen. Sein Atmen wird ebenfalls wieder ruhig. 

Ich weiß, dass ich die anderen trotzdem von ihm fern halten muss. Dass er es jetzt nicht ertragen könnte, wenn sie hier wären. Ich bringe ihn in sein Zimmer und lasse ihn seine Lieblingsserie schauen. Zu etwas anderem wäre er grad nicht in der Lage.
Nun beginnt der zweite Teil des Meltdowns für mich. Das Aufarbeiten mit den Geschwistern, denn auch an ihnen ist es nicht so einfach vorbeigegangen. Die Lautstärke, die Anspannung, die Gefahr und teilweise auch die Angst, der Geschwisterkinder in ihrem eigenen Zuhause ausgesetzt sind, ist eine Belastung. Das Kind, welches den Meltdown hat, macht dies nicht mit Absicht, trotzdem sollten die anderen Kinder nicht aus den Augen verloren werden. Auch für sie ist danach erstmal Erholung und Regeneration wichtig. Es ist organisatorisch und emotional für alle Beteiligten ein Drahtseilakt, aber ihr könnt da trotzdem so gut wie möglich durchkommen, ohne dass jemand zu großem Schaden kommt. 

Bringt alle in Sicherheit, seit präsent und zugewandt und arbeitet danach mit allen die Situation auf, wenn ihr die Kraft dazu habt. Je ruhiger ihr bleibt, desto schneller kommt ihr in der Regel da durch. Auch, wenn es oft unvereinbar und unmachbar wirkt. Ihr alle findet einen Weg, mit diesen Situationen fertig zu werden. Das Betroffene Kind, die Geschwister und auch ihr als Eltern.

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