Ich habe mir gewünscht, nach 2 tollen Jungs, als letztes Kind eine Tochter zu bekommen. Als ich dann beim Arzt saß und erfuhr, dass es ein Mädchen wird, durchzog mich eine tiefe Traurigkeit. Ich wusste nicht, warum und konnte es auch nicht zuordnen. Sie kam auf die Welt und ich liebte sie so sehr. Sie war so besonders und so eng mit mir verbunden. Und da wurde es mir klar.
Ich war nicht traurig, dass sie ein Mädchen ist, sondern dass sie höchstwahrscheinlich als Frau aufwachsen wird. Versteht mich nicht falsch, es ist wundervoll eine Frau zu sein. Ich bin sehr gerne Frau. Liebe den weiblichen Zyklus und auch wenn ich nicht gerne schwanger bin, so ist es für mich etwas besonders, Leben in mir zu tragen.
Aber die Anforderungen an Frauen sind hart. Von Mädchen und Frauen wird gutes Benehmen und Empathie erwartet.
Sie haben ein
hohes Maß an Anpassungsfähigkeit und leiden später dafür so stark.
Ich wollte nicht, dass sie diese Dinge durchmacht. Ich wollte nicht, dass sie sich so stark maskieren muss, extreme Ansprüche an sich hat und krankhaft versucht perfekt zu sein.
Erwartungen von außen an ihre Fähigkeiten, ihre Widerstandskraft und ihren Körper.
Ich wollte sie einfach beschützen. Genau dieses Gefühl äußerte sich durch das „Trauergefühl“.
Auch meine Söhne, möchte ich vor all diesen Dingen beschützen, das ist keine Frage, aber ich weiß eben nicht, wie sich das anfühlt, männlich zu sein.
Das “Frau sein” und die damit verbundenen Belastungen kenne ich und weiß wie sie sich anfühlen und wie sie schmerzen.
Heute sehe ich sie an. Das unbeugsame, temperamentvolle und empathische Wesen, wie ich es als Kind ebenso war. Und ich wünsche so sehr, dass es ihr erhalten bleibt. Dass sie, sie selbst bleiben darf. Als starke, intelligente und wilde junge Frau.
Ich werde sie auf jedem Schritt begleiten
