Ich stehe am Fenster und schaue raus auf den Spielplatz. Kinder spielen friedlich beieinander. Die Eltern sitzen auf der Bank und unterhalten sich oder schauen in ihr Handy. Sie sehen entspannt aus und ihre Kinder auch.
Für mich und mein Kind bleibt es unerreichbar, denn wenn wir auf dem Spielplatz sind, wird es meinem Kind schnell zu viel. Es ist überfordert, schreit, wirft Dinge um sich oder läuft davon. Es spielt nicht wirklich mit anderen Kindern und ich muss immer auf der Hut sein. Auf der Bank sitzen, ist für mich völlig utopisch. Entspannt sein noch viel undenkbarer.
Ich bin im Supermarkt und gehe an einer Frau vorbei. Im Sitz des Einkaufswagens sitzt ein Kind. Es schaut vergnügt umher. Das Kind sucht sich ein Brötchen aus und möchte es gerne gleich essen. Die Mutter verneint dies. Das Kind verzieht kurz den Mund, akzeptiert es nach kurzem Protest aber.
Bei uns sehen Einkäufe ganz anders aus. Mein Kind möchte nicht im Wagen sitzen. Die Lichter, Farben und Geräusche sind ihm zu viel. Es muss sich bewegen und rennen, um mit den Reizen umzugehen. Mein Kind kann seine Bedürfnisse nicht gut zurückstellen. Es schreit und weint, weil es auf das Brötchen warten muss. Es bekommt einen Meltdown. Wir gehen aus dem Laden, um mein Kind vor der Überreizung und den Blicken zu schützen, obwohl ich noch nichts eingekauft habe.
Ich treffe eine Freundin. Sie erzählt mir von ihrem letzten Familienurlaub. Wie sie in diesem tollen Hotel waren und das Essen im Restaurant so gut geschmeckt hat.
Dass sie mit den Kindern im Hotelpool gespielt haben und jeden Tag tolle Ausflüge gemacht haben.
Diese Art von Urlaub ist für uns undenkbar. Hotels mit vielen Leuten, Speisesäle und jeden Tag, Ausflüge, würden mein Kind komplett überlasten. Schon die Gewöhnung an den neuen Ort ist für mein Kind eine riesige Herausforderung. Wir können nur kurze Ausflüge machen und nur sehr reduziert.
Keiner dieser Menschen ahnt, wie unsere Lebensrealität aussieht. Ich bin unsichtbar. Mein Kind ist unsichtbar. Und da wir nicht an diesem bunten, grellen Leben teilnehmen können, können wir auch nicht sichtbar werden.
