ADHS Autismus

Autismus aus der Sicht meines Sohnes

Dieses Interview, habe ich auf den Wunsch meines Sohnes, mit ihm gehalten.

Wir haben es auf Video festgehalten, leider, können wir aber nur kurze Szenen daraus zeigen.

Das liegt an zwei Dingen. Einmal lief meine Tochter im selben Raum herum und machte leider Geräusche, die auf dem Video sehr laut und störend sind und mein Sohn war zudem auch sehr aufgeregt.

Wenn er aufgeregt ist, ist seine Ticstörung sehr intensiv und er schafft es kaum einen zusammenhängenden Satz am Stück zu reden. Es ist dann sehr schwierig seinen Sätzen zu folgen. Deswegen hier das ganze in Textform.

Einige Stellen habe ich aber als kurze Videos für euch zusammengestellt, weil die Dinge die er gesagt hat so unglaublich reflektiert und beeindruckend waren.

Das Wort an andere autistische Menschen, wünscht er sich auch in Videoform an euch zu richten. Entschuldigt bitte die störenden Geräusche. Ich war sehr beeindruckt von einigen Dingen, die er sagte.

Im Alltag fällt es ihm oft schwer sich zu öffnen und Worte zu finden. An der Stelle mit seinen Geschwistern musste ich echt schlucken, will sein Gefühl, aber auf keinen Fall relativieren. Ich weiß von seinen Gefühlen in diesem Bereich und versuche da eine bessere Basis zu schaffen.

Es stimmt, er hat tatsächlich öfter Konflikte mit uns, als seine Geschwister, diese sind allerdings wesentlich jünger als er und haben einfach noch ganz andere Themen als er. Zudem geht es ihm, wie den Meisten Menschen mit ADHS.  Er hat im Laufe der Jahre eine Rejection Sensitive Dysphoria entwickelt. Menschen mit ADHS bekommen so gut wie überall wo sie sind, mehr Kritik als andere Kinder, was traumatisch für sie sein kann.

Wir als Eltern versuchen natürlich, so wenig wie möglich zu kritisieren und lieber andere Wege zu gehen, aber auch uns passiert das. In Schule, Kita, Freizeit und bei Verwandten und Freunden, kommt Kritik, aber doch relativ häufig vor, ohne dass wir ihn gänzlich davor schützen könnten.

Es trifft mich als Mutter sehr, zu hören, dass er so fühlt, aber es gibt mir auch die Chance, an genau diesem Punkt zu arbeiten.

Ich merke, dass es ein guter Weg ist, mit meinem Kind offen über seine Neurodivergenz zu sprechen, denn an seinen Aussagen, sehe ich, dass er sich innerlich damit beschäftigt und es als einen Teil von sich anerkennt.

Vor allem die Aussage, mit dem „Organ“ hat mich sehr beeindruckt. Ich hoffe euch gefällt unser kleines Interview und die Einblicke in den Kopf eines 10-jährigen Jungen mit Autismus und ADHS.

Wie Ist es für dich autistisch zu sein?

“Autistisch zu sein ist für mich so als wäre der Autist ein Organ in mir und das ADHS auch die andere Hälfte des Organs. Es fühlt sich wirklich an als könnte ich mit denen nicht leben”.

Wie meinst du das, dass du damit nicht leben könntest?

“Das heißt sie sind unersetzlich. Sie sind so wichtig wie meine Lunge oder mein Herz”.

Du meinst also, du könntest ohne sie nicht leben.

“Ja”.

Was noch?

“Und dass ich eingeschränkte Möglichkeiten habe. Und…naja auch, dass ich manchmal fühle als ob es ein Nachteil ist Autist zu sein und ADHS zu haben”.

Was fühlt sich für dich schlecht an? Was sind für dich die Sachen die nicht schön sind?

“Also Zum Beispiel angemotzt zu werden von euch oder anderen. Und dass ich manchmal fühle als ob meine anderen Geschwister viel mehr Wert wären, dass liegt vor allem daran, dass ich mich öfter mit euch streite und meine Geschwister haben nicht so viel Streit. Auch in der Schule. Oder wenn ich woanders bin.”

Es tut mir sehr leid, dass du dich so fühlst.

“Und manchmal fühle ich mich auch so, als ob ich missverstanden werde von anderen. Das ist sehr häufig der Fall”.

Und was sind für dich die positiven Sachen?

“Die Guten Sachen sind für mich, dass ich ein super gutes Auge für Details habe und auch sehr sehr schlau bin”.

Hast du auch Probleme mit anderen Menschen? Verstehst du immer, was andere Menschen von dir wollen? Und warum sie grade sauer, traurig oder fröhlich sind?

“Eigentlich nicht so. Ich kann zum Beispiel nicht so gut Gesichtsausdrücke erkennen. Und ich habe vielleicht noch einen Nachteil, den ich habe. Nämlich, dass ich sehr vergesslich bin. Also ich bin sehr vergesslich”.

Wie ist es für dich, wenn wir auf ein Fest gehen, oder in einen großen Einkaufsladen wie Ikea?

“Ich bin da immer super aufgeregt und ticke die ganze Zeit, mache etwas mit meinen Fingern und ja, manchmal bin ich auch sehr gestresst und werde genervt, aggressiv”.

Was genau ist schwierig für dich? Was stört dich?

“Die vielen Geräusche, die vielen Menschen die vorbeilaufen, alles so kunterbunt. Das sind die Probleme die ich beim Einkaufen oder Fest habe”.

Und wie ist es mit der Schule? Gehst du gerne zur Schule?

“Also erst will ich gar nicht zur Schule, aber dann macht es mir Spaß. Ja in der Schule ist es manchmal auch so, wie sage ich mal in den Einkaufsläden oder auf dem Fest”.

Fällt dir denn noch etwas Gutes ein, was du denkst, was für dich besser ist als bei anderen, bzw. besser anfühlt, oder wo du mehr Fähigkeiten hast?

“Auf jeden Fall finde ich gut, dass ich sehr schnell Lieder lernen kann, also ich kann sehr schnell lernen”.

Was macht dir denn am aller meisten auf der Welt Spaß?

 “Auf jeden Fall Videospiele oder Tablet gucken oder Tablet Spiele (nennt ein Beispiel und beschreibt es) Ein Videospiel, was ich noch sehr gerne mag ist Minecraft, Mario Maker 2, Zelda, Rayman. Machen mir auch ganz doll Spaß”.

Und macht dir noch etwas außer Videospiele spaß?

“Mit meinem Freund P. zu spielen. Das macht mir sehr doll Spaß”.

Und was sind die Sachen, die du überhaupt nicht magst?

“Dinge die ich überhaupt nicht mag, sind Dinge die Hyper schwer sind. Sind Dinge wie der Vorführeffekt- Das hasse ich. Da werde ich immer super ungeduldig und werde sauer”.

Wenn du dir etwas wünschen könntest. Was wäre das?

“Ich will Youtuber werden. Kreativ zu sein, gute Ideen zu finden. Gute Ideen in den Kopf zu kriegen, ohne vorher Ideen auf dem Tablet anzusehen. Oder, dass das dumme Corona endlich weg ist, das würde ich mir wünschen”.

Was möchtest du denn machen, wenn du Erwachsen bist?

“Ich will Youtuber werden”.

Was gefällt dir denn genau daran? ´

“Ich habe mich von Johnny Hand, einem Youtuber inspirieren lassen. Und ich will so gerne den Beruf haben, weil ich Spaß daran habe Videos zu drehen und sie im Internet hochzuladen. Kleine Clips einzubauen”.

Und was möchtest du genau für Videos machen?

“Videos wie zum Beispiel „Dinge die du noch nicht wusstest“ oder generell Dinge mit erklären. Deswegen heißt auch mein Youtubername Fynntastisch.erklaert. Meinen richtigen Namen, werde ich aber niemanden verraten”.

Gibt es etwas, was du anderen Kindern mit Autismus auf den Weg geben möchtest?

“Ja ich will ihnen gerne sagen: Für alle Autisten da draußen oder ADHSler. Ich bin auch Autist und habe ADHS. Und bin auch sehr schwer betroffen, aber ich habe gute, nette Familie. So eine Familie ist schon was ganz Besonderes. Und jeder Mensch, wirklich jeder Mensch hat eine Stärke. Ihr müsst sie nur finden und das könnte euer ganzes Leben verändern”.

Ich danke dir!

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