ADHS Autismus

Geschwister

Streit unter Geschwistern ist für uns als Eltern schwer auszuhalten. Noch schwieriger wird es ruhig und gerecht zu bleiben, wenn das ältere Kind, das kleine verbal oder körperlich angreift. Wir wollen das jüngere schützen und vergessen manchmal, dass das ältere auch noch klein ist und in diesen Momenten Zuwendung und Hilfe braucht.
Das Fatale an der Situation ist hier, dass es sehr schnell geht, Eifersucht und Wut unter den Geschwistern, durch das eigene Verhalten noch mehr zu verstärken.

Bei Kindern mit ADHS oder Autismus kommen noch einige Faktoren hinzu, wie Schwierigkeiten im Erkennen und Verstehen der Gefühle des Anderen oder Impulsstörungen. Sprachverzögerungen oder Intelligenzminderungen können zusätzlich eine Hürde sein.

Wir müssen Wege finden, wie alle Kinder gleichermaßen geschützt werden. Damit ist nicht nur das körperliche Wohl gemeint, sondern auch das psychische. Kinder, die immer wieder von ihren Eltern kritisiert werden, oder unterbewusst in eine Rolle gedrängt werden, leiden mindestens genauso darunter wie attackierte Geschwister. Kinder merken es, wenn wir beispielsweise immer ein bestimmtes Kind verdächtigen, wenn jemand weint und nehmen die Rolle des “Unruhestifters“ an und erfüllen sie dann auch. Diese Rolle spielt dann oft nicht nur in der Familie eine Rolle, sondern überträgt sich auch auf Schule und Kita. Deswegen ist es wichtig immer so neutral wie möglich in eine Streitsituation zu gehen, wir dürfen nicht vergessen, dass viele neurodivergente Kinder eine starke RSD haben und extrem unter ständiger Kritik leiden.

Es bedarf deswegen einer Taktik und sehr individuellen Lösungen für jede Familie und jedes Kind, um in diesen Momenten zu reagieren und dem Verständnis dafür, warum das andere Kind eben so handelt.
Trotz Schwierigkeiten unter Geschwistern bei ADHS/ASS kann eine gute Geschwisterbeziehung entstehen.
Es gibt einige Punkte, die man beachten kann, um eine gute Beziehung unter Geschwistern zu fördern. Ich werde euch einige Punkte nennen, die ihr beachten solltet.

Umgang mit Konflikten zwischen Geschwistern

– Statt sich in Konflikte einzumischen/zu richten, lieber moderieren.
– niemanden die Schuld zuweisen, sondern die Kinder erklären lassen.
– niemanden zum „Buhmann“ machen, selbst wenn du weißt, wer angefangen hat.
– Beim Lösen des Konfliktes unterstützen, aber nicht den Schiedsrichter spielen
– Gefühle für die Kinder benennen, wenn sie es noch nicht können.
– mit den Kindern Lösungen oder Vermeidungstaktiken finden.
– Trösten und Wut begleiten, wo es notwendig ist.
– erst eingreifen, wenn du das Gefühl hast, die Kinder können es nicht selber klären, oder einer deutlich überlegen ist (körperlich oder kognitiv)
– die Situation möglichst positiv beenden.

Zudem ist es auch wichtig, die Gefühle des Kindes, immer ernst zu nehmen und nicht zu bewerten. Klar berührt es uns, wenn unser Kind sagt: „Ich wünschte XY, wäre nicht mehr da/tot.“, aber oft ist dies nur ein Ausdruck von starker Verzweiflung. Gefühle ernst nehmen, spiegeln und genau nachfragen, kann helfen, dass sich das Kind gesehen fühlt und vielleicht auch nicht mehr so schnell „weniger geliebt“.
Auch kann Prävention eine gute Möglichkeit sein, die Beziehung zu erhalten, oder wieder zu verbessern. Ich hole zum Beispiel grundsätzlich dasselbe für die Kinder, wenn es nicht explizit anders gewünscht ist.
Wenn ich den Kindern beispielsweise ein Auto mitbringe, dann 3-mal exakt das Gleiche.
Wenn ich weiß, dass meine Kinder abends sehr gereizt sind, lasse ich sie auch nicht alleine, sondern begleite sehr eng und bedacht. Biete auch keine Spiele an, in denen es um Konkurrenz geht.
Wir als Eltern können maßgeblich viel an der Beziehung unserer Kinder beeinflussen und das müssen wir uns auch bewusst machen.
Manche Menschen mögen sich einfach nicht, das kann man nicht ändern, aber in den meisten Fällen können wir zumindest eine Verhärtung zwischen den Kindern verhindern.

Beispiel:
Edgar hat in seinem Zimmer getrocknete Blätter an den Schrank geklebt. Während er nicht im Zimmer ist, läuft seine Schwester Ida (2) in sein Zimmer und reißt ein paar Blätter ab. Edgar (6) kommt wieder in sein Zimmer und sieht, wie Ida ein weiteres Blatt fassen will. Er schubst sie um und schreit sie an. Ida beginnt zu weinen.
Ich höre das laute schreien und weinen und gehe zum Zimmer um nachzuschauen, ob die Kinder Begleitung brauchen. Ida wirkt sichtlich verängstigt. Ich entschließe mich also in die Situation zu gehen. Ich tröste beide Kinder und lasse sie mir die Situation erklären.
Wir reden über die Situation und die Gefühle, die die Kinder in dieser Situation empfunden haben. (Wut, Trauer, Enttäuschung, Angst) und reden darüber, warum sie so gehandelt haben. Ida weiß noch nicht, dass es Edgar traurig macht, wenn sie mit den Blättern spielt und warum er so sauer ist und schreit, als er ins Zimmer kommt. Ida hat Angst und ist traurig, weil sie nicht weiß, warum ihr Bruder so sauer ist und schreit.
Wir versuchen Lösungen zu finden, wie die Blätter höher anzubringen, oder die Tür zu schließen, beim Verlassen des Zimmers.

Am Ende suchen wir zusammen die Pflanzenpresse und holen neue Blätter und hängen sie auf.

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