Wir probieren Nahrung mit all unseren Sinnen. Noch lange bevor das erste Stück im Mund landet, haben wir probiert und entschieden, ob das Essen für uns genießbar ist.
Warum sollen sich Kinder, also trotzdem ein Stück in den Mund stecken?
Nur einmal probieren…
Warum ich diese Aussage so problematisch finde
So oft gehört und als Kind an vielen Stellen selber erfahren.
Aber was ist denn nun dabei, das Essen einmal zu probieren, bevor ein Kind es ablehnt?
Nun, in den meisten Fällen hat das Kind schon probiert, wenn es das essen ablehnt. Wir essen mit all unseren Sinnen. Wir sehen das Essen – sieht es appetitlich aus? Hat es eine ansprechende Farbe? Wir riechen das Essen – Ist es ein angenehmer Geruch? Erinnert er mich an eine Speise, die ich nicht mag? Macht der Geruch mir Lust, die Nahrung in den Mund zu stecken? Wir hören das Essen – hört sich komisch an, aber grad, wenn mehrere Menschen zusammen essen, kann ich hören, ob das essen Zb. knusprig ist. Mag ich knuspriges Essen? Hört es sich eventuell matschig oder schleimig an? Und zu guter Letzt (vor allem bei Kleinkindern) fühle ich das Essen. Hat es beim ersten berühren eine Konsistenz die mich abschreckt? Fühlt es sich hart und unangenehm an?
Erst wenn diese Begutachtung abgeschlossen ist, entscheiden wir uns, das Essen in den Mund zu nehmen und es mit unserem Geschmackssinn zu probieren. Bis dahin, haben wir das Essen aber schon nachhaltig, mit unseren anderen Sinnen probiert und entschieden, ob wir es mögen oder eben nicht.
Deswegen. Lasst euren Kindern die Wahl. Zwingt sie nicht dazu zu probieren. Denn der letzte Schritt des probieren, kann eben doch alles andere als °nicht so schlimm° sein.
Und da mein Thema neurodivergenz ist, möchte ich diese Worte Eltern von ND Kindern und auch selbst Betroffenen ganz doll ans Herz legen. Wenn du oder dein Kind ein Essen als ungenießbar identifiziert, ist die Entscheidung wichtig und sollte niemals ignoriert werden. Zwang beim Essen kann traumatisieren und zu Essstörungen führen und ist in jedem Fall sehr gewaltvoll, für den Betroffenen, selbst wenn es auf den ersten Eindruck so harmlos scheint, nur mal zu “probieren”.
