ADHS

Asozial?

ADHS nur aus sozial schwachen Familien? Woher kommt dieses Vorurteil?

Die Medien und auch die vorherrschende Meinung in der Bevölkerung, zeigen das Bild von sozial schwachen Familien, die in Brennpunkten leben und deren Kinder vollkommen außer Rand und Band sind, die Kinder haben natürlich ADHS.

Aber ist das denn Wirklich die Realität? Kommt ADHS nur in sozial schwachen Familien vor? Und woher kommt dieses Bild?

Beschäftigen wir uns zunächst mal mit Genetik. Heutzutage gilt es als gesichert, dass ADHS zu einem hohen Maß vererbt wird. Ist ein Elternteil betroffen, liegt die Wahrscheinlichkeit bei 20-30%. Wenn beide Elternteile eine ausgeprägte ADHS haben, ist die Wahrscheinlichkeit schon bei 80-90%. Auch Zwillingsstudien haben gezeigt, dass bei 80% der Eineiigen und 30% der Zweieiigen Zwillingen eine gleiche Symptomatik vorliegt. Neue Forschungsergebnisse gehen, davon aus, dass etwa 80% bei ADHS vererbt wird. Zusätzlich gelten auch noch Risikofaktoren wie, Frühgeburt, Alkohol- Nikotin- oder Substanzmissbrauch. (Quelle: https://adhs-muenchen.net/adhs-bei-erwachsenen/stand-der-forschung/)

Da etwa 5-7% alles Kinder an ADHS leiden, aber nur 4,5% aller Erwachsenen (plus die jeweiligen, wahrscheinlich nicht unerheblichen Dunkelziffern) haben wir dort ein Ungleichgewicht. Das liegt wahrscheinlich daran. Dass bei der Generation, die heute Eltern sind, das Thema ADHS noch unbekannter war als heute. Viele Kinder wurden früher nicht diagnostiziert, weil das Wissen einfach fehlte. Immer mehr Erwachsene, lassen sich heute Diagnostizieren, aber das wird nur ein Bruchteil, der Betroffenen sein. Über ADHS bei Erwachsenen, gibt es noch viel weniger öffentliche Aufklärung. Dazu kommen noch die Stigmatisierung und das schlechte Image bei ADHS.

 

Wenn wir nun diese Informationen nehmen und den Fakt, dass neurodivergente Menschen, sich oft instinktiv einen neurodivergenten Partner suchen (davon aber nicht unbedingt etwas wissen), ist die Wahrscheinlichkeit, dass am Ende viele Familienmitglieder ADHS haben sehr hoch. Die Erwachsenen sind vielleicht oder sogar wahrscheinlich undiagnostiziert und somit auch unbehandelt.

Unbehandeltes ADHS, kann für den Betroffenen in unserer Gesellschaft tragisch sein. Es endet nicht selten in Süchten, Arbeitslosigkeit und schweren Psychischen Erkrankungen. Aber selbst in einer Familie, mit zwei besonders gut maskierten, angepassten und kompensierten ADHSlern, kommt irgendwann der Punkt, wo die Symptome so schwerwiegend werden, dass das Kartenhaus zusammenbricht. Die Kinder ebenfalls ADHS haben, sind bei den Anforderungen der heutigen Zeit überfordert, zeigen herausforderndes Verhalten, haben Schwierigkeiten in Kita und Schule und Zuhause so überfordert, mach einem Schul- oder Kindergartentag, dass sie zuhause vollkommen eskalieren. Diesem Druck, im Zusammenhang mit Job, Haushalt und Mental Load, halten die Eltern nicht aus. Die Symptome verschlechtern sich und schon haben wir ein Szenario, was für keinen mehr schön ist.

Wenn Eltern also ohne Hilfe, so überfordert sind, oder an Süchten und Psychischen Erkrankungen leiden. Dadurch arbeitslos sind und finanzielle Probleme haben, landen sie ganz schnell in der Sozialen Unterschicht.

Und was haben wir dann? ADHS Kinder aus der sozialen Unterschicht.
Das tragische an der Sache ist aber, dass es gar nicht so sein müsste, wenn das ADHS schon früher bei den Eltern erkannt werden würde und behandelt, würden sie wahrscheinlich gar nicht in diese Ebene rutschen. Bei manchen Familien geht dieses Szenario sogar über Generationen.

Durch die Stigmatisierung von ADHS aufgrund der oben genannten Gründe, möchten viele keine Diagnostik und so schließt sich der Kreis.

Genau deswegen braucht es mehr Aufklärung in der Öffentlichkeit. Weg von Stigmatisierung, hin zu einem realistischen Bild und vor allem mehr Unterstützung für Familien.

ADHS sollte als Normvariante anerkannt werden und mehr Barrierefreiheit geschaffen. Familien sollten nicht mehr um Hilfe, Förderung und Unterstützung kämpfen müssen, denn genau damit, hat ein ADHS Betroffener Probleme und kommt oft gar nicht mehr aus seiner Abwärtsspirale heraus.

 

Wichtig zu sagen, ist aber auch, dass nicht alle Eltern in diesen Teufelskreis rutschen. Wir als Familie und auch viele Familien, die ich kennen gelernt habe, leben gut situiert, haben keine Süchte und sind sehr engagiert und liebevoll mit ihren Kindern. Sie sind entweder selber diagnostiziert, oder können aus anderen Gründen sehr gut kompensieren. Das heißt nicht, dass es für sie einfach ist, aber das Bild, was die Medien dort zeichnen, trifft einfach nicht auf alle Familien zu. Ich würde sogar behaupten, dass es der Großteil ist, der sein Leben trotz allem auf die Reihe bekommt, mir viel Arbeit an sich selber und Kraft.

Die hat aber nun mal nicht jeder, deswegen sind Hilfen und eine ausreichende Aufklärung in der Öffentlichkeit nötig, um diesen Kreis zu durchbrechen.

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